Schlag gegen italienische ‚Ndrangheta-Mafia

Pressemitteilung

Saarbrücken(OTS / Redaktion)

Die ’Ndrangheta ist die Vereinigung der kalabrischen Mafia, deren Aktionsradius ganz Europa, Nord- und Südamerika sowie Russland und Australien umfasst, sich allein in Kalabrien 170 Clans aufteilt und weltweit rund 60.000 Mitglieder hat. Mit geschätzten 50 Milliarden Euro Jahresumsatz gilt die ’Ndrangheta seit Mitte der 1990er Jahre als mächtigste Mafia-Organisation der Welt. Auch werden von ihr öffentliche EU-Gelder veruntreut. Von 2000 bis 2011 hat Italien mehr als 47,7 Milliarden an EU-Mittel bekommen, ein Großteil des Geldes versickerte auf kriminelle Weise in der Mafia-Struktur. Die Entsorgung von illegalen Abfällen wurde für die kalabrische Mafia in den vergangenen drei Jahrzehnten zu einem riesigen Geschäft. Für die Flüchtlingsbetreuung sind von der Europäischen Union zwischen 2006 und 2015 über 100 Millionen Euro in das Aufnahme- und Asylzentrums bei Crotone geflossen. Von den EU-Geldern sind laut Erkenntnissen der Staatsanwälte gelangten rund 36 Millionen Euro unrechtmäßig in die Kassen der ‚Ndrangheta. 

Mit Durchsuchungen und Festnahmen sind Kräfte aus Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland heute an einem europaweiten Großeinsatz beteiligt. Hintergrund ist ein Verfahren mit Bezug zur italienischen organisierten Kriminalität, das sich gegen Verantwortliche und Mitglieder der Vereinigung ‚Ndrangheta richtet. Den Beschuldigten wird unter anderem Geldwäsche, bandenmäßige Steuerhinterziehung, gewerbsmäßiger Bandenbetrug sowie Rauschgiftschmuggel vorgeworfen.

Das Verfahren wird durch eine gemeinsame Ermittlungsgruppe geführt, an der Europol und Eurojust beteiligt sind. Neben den bereits benannten Beteiligten zählen weitere Sicherheitsbehörden aus Belgien, Frankreich, Italien, Portugal und Spanien dazu, die zeitgleich Maßnahmen in ihren Zuständigkeitsbereichen umsetzen.

In Bayern ermitteln die Staatsanwaltschaft München I und das Bayerische Landeskriminalamt gegen acht Personen. Seit heute Morgen durchsuchen mehr als 130 Einsatzkräfte zehn Objekte, gegen vier Personen werden EU-Haftbefehle vollstreckt.

In NRW durchsuchen rund 500 Einsatzkräfte – darunter die Einsatzhundertschaft, das Spezialeinsatzkommando und Diensthundeführer – insgesamt 51 Objekte (Häuser, Wohnungen, Büros und Geschäftsobjekte). Des Weiteren vollstrecken sie 15 Haftbefehle, die im Vorfeld durch die Ermittler des LKA NRW sowie die bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf angesiedelten Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten in Nordrhein-Westfalen (ZeOS NRW) erwirkt wurden. Ergänzend finden Durchsuchungen in vier Objekten in Erfurt (Thüringen) statt, wo ein weiterer EU-Haftbefehl vollstreckt wird.

Rund 500 Einsatzkräfte der Polizei Rheinland-Pfalz vollstrecken unter der Führung des Landeskriminalamtes insgesamt zehn Haftbefehle und 50 Durchsuchungsbeschlüsse. Unterstützt werden sie dabei von Spezialeinheiten des Bundes und anderer Länder sowie des Zolls und der Steuerfahndung. Die Sachleitung liegt bei der Staatsanwaltschaft Koblenz.

Ermittler des Dezernats für Organisierte Kriminalität des
Landespolizeipräsidiums Saarland durchsuchen in Saarbrücken Wohnhaus und
Geschäftsräume eines 47-jährigen Mannes sowie von ihm angemietete Räumlichkeiten
in Saarlouis. Der mit Haftbefehl gesuchte Mann selbst wird dort nicht
angetroffen, aber im Rahmen der gemeinsamen Maßnahmen in Italien festgenommen.
Ein weiterer, mit Haftbefehl gesuchter 25-Jähriger aus dem Saarland, wird
ebenfalls in Italien festgenommen. An den Maßnahmen sind rund 90 Einsatzkräfte
beteiligt, darunter auch Spezialeinheiten und die Bereitschaftspolizei.

Die Durchsuchungen dienen dem Auffinden von Beweismaterial. Die Ermittlungen,
insbesondere die Auswertung der aufgefundenen Beweismittel, dauern an. Bis zu
einer etwaigen rechtskräftigen Verurteilung gelten die Beschuldigten als
unschuldig.